Morgendlicher Tiefflug

Kurz nach sieben heute Morgen soll ich live im ZDF-Morgenmagazin interviewt werden. Dazu ist man für gewöhnlich ein ganzes Stück vorher im Studio und vielleicht bereitet man sich auch zu Hause noch einen Moment vor. Bei mir war es so, dass ich Punkt 6.30 Uhr aufwachte und überrascht (man könnte auch sagen leicht schockiert) feststellte, dass mein Wecker nicht geklingelt hatte. Irgendwie schaffe ich es trotzdem 6.48 Uhr im ZDF-Landesstudio zu sein und kann dann wie geplant im Gespräch mit Cherno Jobatey erklären, dass ich nicht einmal im Traum darauf käme, jetzt eine Nachfolgedebatte um den LINKEN-Vorsitz zu führen. Ich wünsche Oskar Lafontaine eine schnelle Genesung und dass er auch im kommenden Jahr kraftvoll weiter unsere Partei führt.
(Hier der Link zum Interview: Interview auf den Seiten der ZDF Mediathek)
Nach dem Interview eile ich wieder nach Hause und nochmal ins Bad, denn so richtig viel Zeit war vorher ja nicht. Dann mache ich mich auf den Weg in den Landtag und kläre mit den Mitarbeitern letzte Details unserer Reaktion auf die Regierungserklärung von Frau Lieberknecht. Im Plenum erlebe ich dann einigermaßen erstaunt, wie Christoph Matschie eine Co-Regierungserklärung hält – auch ein Novum, aber er hat wohl einfach immer noch nicht verdaut, trotz des überragenden 18-Prozent-Ergebnisses nicht selbst MP geworden zu sein.
Meine Erwiderung auf die Regierungserklärung lässt sich hier nachlesen. Nach der Debatte stehen noch mehrere Wahlen zu diversen Kommissionen an und sie gehen für unsere Fraktion mit Licht und Schatten einher. Einerseits wird Dieter Hausold mit dem besten Ergebnis alle Kandidaten in die Parlamentarische Kontrollkommission gewählt. Andererseits gönnt man uns die Mitarbeit in der Stiftung Aufarbeitung anscheinend nicht. Karin Kaschuba wird gerade noch so mit knapper Mehrheit hinein gewählt aber Katharina König, die ihre Stellvertreterin sein sollte, wird in zwei Wahlgängen nicht gewählt. Was ist das für ein Politikstil? Katharina kommt aus einer kirchlichen und freiheitlich denkenden Familie. Weil ihr Vater der Pfarrer der JG Stadtmitte in Jena ist, hat sie schon als Kind Repressalien der Stasi hautnah miterlebt. Sie hat sich immer mit deutlichen Worten über das Unrecht in der DDR geäußert und nun kommen die Vertreter der ehemaligen Blockpartei CDU und sagen, dass man sie trotzdem aus Prinzip nicht in die Stiftung Aufarbeitung wählen könne. Das ist eine verletzende Entscheidung und die Missachtung eines Lebensweges.
Der Tag endet sehr viel weniger hektisch als er begonnen hat, denn wir sitzen abends gemütlich beim Elisabeth-Empfang zusammen. Wir heißt in dem Fall die grüne und unsere Vizepräsidentin des Landtages, der Erfurter Oberbürgermeister, meine Wenigkeit und eigentlich auch Mike Mohring. Letzterer aber ist beim Erblicken seines Platzkärtchens an unserem Tisch wohl so erschrocken, dass er es gleich mit dem von Uwe Barth tauscht. Also keine Plaudereien mit MM – auch nicht schlimm.