Ein Tag des Wartens

Gestern Abend hatte ich Germana noch zum Zug gebracht, der sie zum Frankfurter Flughafen bringen soll, weil sie für eine Woche dienstlich nach Brasilien muss. Ein Direktflug nach Sao Paulo – eigentlich Routine. Dann heute früh im Radio die Meldung, dass in ganz Sao Paulo der Strom ausgefallen ist, bis zu 60 Millionen Menschen sind von der Elektrizität abgeschnitten. Nichts geht mehr, Bahnhöfe und Flughäfen sind außer Betrieb und es ist unklar, wie lange dieses Chaos anhalten wird. Da macht man sich natürlich Sorgen und wartet auf eine Nachricht.

So wird dieser Tag zu einem Tag des Wartens. Im Landtag haben wir Fraktionssitzung – eine geschlossene, denn wir müssen wieder über Finanzen und Personal beraten. Mit fünf Fraktionen im Landtag stehen uns trotz des Zugewinns beim Wahlergebnis weniger Mittel als in der letzten Legislatur zur Verfügung. Da wir auch über die Zukunft unserer Mitarbeiter beraten, verläuft die Debatte natürlich nicht ohne Emotionen. Als Fraktionsvorstand haben wir einen Vorschlag erarbeitet und auch wenn natürlich nicht alle Hoffnungen erfüllt werden können, haben wir doch eine Lösung, bei der unsere Fraktion trotz der Kürzungen als innovativer Motor im Landtag wirken kann.

Noch immer ohne Nachricht vom anderen Ende der Welt führe ich dann am Nachmittag viele Personalgespräche und überbringe die Entscheidungen der Fraktionssitzung. Das ist nicht in jedem Fall einfach, aber schließlich haben wir als Abgeordnete auch eine Arbeitgeberfunktion und die müssen wir mit allen schönen und weniger schönen Aufgaben erfüllen.

Am späten Nachmittag kommt dann endlich die erlösende SMS aus Sao Paulo. Alles ist gut gegangen und Germana ist gut in dem Ort angekommen, wo die Konferenz stattfindet, an der sie teilnimmt. Trotzdem macht es mir Sorgen, dass so ein gigantischer Stromausfall überhaupt möglich ist. Das zeigt doch, wie dringend notwendig ein Umdenken in der Energiepolitik ist, und zwar in weltweitem Maßstab.