Auf nach Mainz

Während ich den Vormittag im Landtag hauptsächlich mit der Bearbeitung von Post und dem Verfassen von Briefen verbracht habe, mache ich mich am Nachmittag auf in Richtung Mainz. Mein alter Freund Uwe Klemens, inzwischen Landesbezirksleiter von Verdi in Rheinland-Pfalz, hat mich eingeladen, ihn zu einer Festveranstaltung zum zwanzigjährigen Bestehen der Partnerschaft zwischen Rheinland-Pfalz und Thüringen zu begleiten. Uwe war Ende der achtziger Jahre mit mir gemeinsam in der HBV aktiv und beide wurden wir Anfang des Jahres 1990 damit beauftragt, uns um ein Gebiet in der Noch-DDR bzw. den neuen Bundesländern zu kümmern – Uwe in Sachsen und ich in Thüringen. Da war natürlich auch viel Abstimmungsarbeit und gegenseitige Hilfe notwendig, so dass wir viel miteinander zu tun hatten und für den Rat des jeweils anderen immer dankbar waren.

Nun gehe ich also als Uwes Begleitung mit zur Festveranstaltung in die Mainzer Staatskanzlei und die Leute sind doch etwas verwundert, dass er nicht seine Frau sondern den Thüringer Oppositionsführer dabei hat. Im großen Saal sehe ich viele bekannte Gesichter und es ergeben sich einige gute Gespräche über die Vergangenheit und die Zukunft der rheinland-pfälzisch’ – thüringischen Kooperation. Während der Festvorträge sitze ich genau hinter Prof. Linck, dem langjährigen Direktor des Thüringer Landtags, mit dem ich in der Vergangenheit eine Vielzahl von Debatten ausgefochten habe. Ich versichere ihm, dass ich nur dort sitze, um ihm den Rücken frei zu halten.

Die Redner des Abends weisen darauf hin, wie wichtig 1990 und in den Folgejahren die Hilfe aus Rheinland-Pfalz für Thüringen war. Dabei ging es hauptsächlich aber nicht nur um den Verwaltungsaufbau. Rheinland-Pfalz hat beispielsweise auch viel zum Erhalt des Erfurter Andreasviertels beigetragen, denn dort ließ man einfach die Dächer neu decken, weil es dringend notwendig war und erst hinterher kümmerte man sich um die Frage, wem die Häuser eigentlich gehören. So ein unbürokratisches Vorgehen wünscht man sich heute manchmal.