Fördern und Fordern

Der Sonntag ist angenehm ruhig. Am Vormittag ein langer Spazierung durch den Wald und dann gemütliche Stunden am Kamin. Mir fällt ein Buch in die Hände, bei dem ich nicht mehr weiß, wie es eigentlich in meinen Besitz gekommen ist. Vielleicht wurde es mir geschenkt, vielleicht habe ich auch gedacht, dass es gut als Stütze für andere Bücher zu gebrauchen sei und habe es deswegen irgendwo mitgenommen. Es handelt sich jedenfalls um eine Dokumentation des 14. Parteitags der LDPD vom 9. bis 11. April 1987 in Weimar und ich schaue es mir kurz an, weil mich interessiert, ob jemand Bekanntes darin vorkommt.

Auf Seite 468 taucht ein selbstständiger Klempner- und Installateursmeister aus Zella-Mehlis auf, der mit folgendem Satz zitiert wird. „Wir sprechen vom Zusammenhang zwischen Förderung und Forderung durch den sozialistischen Staat.” Aha! Der zentrale Punkt der Hartz-Reformen stammt vom 14. Parteitag der LDPD und Herr Hartz hat ihn nur plagiiert und Herrn Schröder untergeschoben. Gut, dass die LDPD-Nachfolgepartei jetzt in die Regierung kommt und die Sache wieder grade rücken kann.

Am Abend brechen wir in Richtung Erfurt auf und übergeben vorher die Schlüssel für den Garten an meine Schwester und ihren Mann. Bevor wir abreisen, quatschen wir natürlich noch ein bisschen über die Entwicklung der letzten Tage, denn die beiden sind Lehrer und enttäuscht, dass die Chance auf eine Reform des Thüringer Bildungssystems vertan wurde. Die Schwarz-Rosa-Koalition wird die schwarze Traurigkeit weiterführen und die übergroße Mehrheit der Thüringer Kinder wird weiter nach der vierten Klasse getrennt werden, weil für eine Umsetzung des Wählerwillens der Mut fehlte.