Bürosuche & Diskussion beim DGB

Heute früh hatte ich eine Besprechung mit meinen FraktionskollegInnen Karola Stange und André Blechschmidt und unseren Mitarbeitern, denn wir überlegen, wie wir zukünftig unsere Wahlkreisarbeit in Erfurt gestalten. Da stellt sich die Frage, ob wir uns zusammen tun und ein gemeinsames Büro einrichten oder ob wir es lieber dezentral angehen und jeder in seinem Wahlkreis eine Anlaufstelle schafft. Wir schauen uns die Beschreibungen von über 40 Objekten an und sehen dabei, wie viel Leerstand es hier in der Landeshauptstadt gibt. Bei einem interessanten Gebäude ist es allerdings so, dass auch ein Sozialverband schon ein Auge auf die Räume geworfen hat. Offensichtlich soll auch dort eine Sozialberatung entstehen – eine von mehreren, denn die soziale Not hat Konjunktur. Es werden immer mehr Stellen gebraucht, wo Nahrungsmittel ausgegeben werden, wo Schuldnerberatung stattfindet und es ist gut, dass es diese Orte gibt aber es ist auch verdammt schlimm, dass es sie geben muss.

Dann fahre ich nach Gera zur großen Konferenz des DGB Ostthüringen. Auf dem Weg höre ich im Autoradio die neuen Arbeitsmarktzahlen, die man fast als erfreulich bezeichnen könnte. Allerdings nur fast, denn dass die statistische Zählweise wieder einmal geändert wurde, um die Zahlen besser zu machen, ist ein Mittel, das den Betroffenen überhaupt nicht weiterhilft. In Gera sitze ich dann u.a. mit zwei Kollegen von der SPD auf dem Podium: dem Landtagsabgeordneten Wolfgang Lemb und dem Landrat des Saale-Orla-Kreises Frank Roßner. Ich bin sehr zufrieden, dass wir uns ein weiteres Hin- und Hergeschiebe der Frage, wer denn nun Schuld am Scheitern der Sondierungsgespräche ist, ersparen. Es ist eben auch so, wie es die Kollegen in der Diskussion sagen, dass dem Vorhaben gemeinsam eine Regierung zu bilden, zu wenig gemeinsame Projekte vorausgegangen sind. Mir ist wichtig zu betonen, dass wir konstruktive Oppositionsarbeit leisten wollen, denn unser Hauptgegner ist nicht die SPD, sondern wir sind gegen eine unsoziale Politik, die nicht die Menschen, sondern nur die Kapitalverwertungslogik in den Mittelpunkt stellt.

Auf dem Rückweg höre ich wieder Radio und als ich Jena passiere, erwische ich plötzlich eine sehr unterhaltsame Sendung des dortigen Offenen Kanals. Da geht es um Schillers „Glocke“ und diverse Variationen des Gedichts, unter anderem in verschiedenen Dialekten oder auf andere Gegenstände umgedichtet. Die Sendung ist wirklich sehr lustig, nur leider endet sie überraschend, weil ich den Sendebereich des OKJ verlasse. Genau als ich das Schild „Glockenstadt Apolda“ passiere, ist es vorbei mit der Glocke.