Wir sitzen alle in einem Bus.

Heute Vormittag bin ich bei einer Bustour zu verschiedenen Thüringer Kitas dabei. Die LIGA hat die Spitzenkandidaten der Parteien dazu eingeladen und wie das in diesem Wahlkampf so üblich ist, sind alle da bis auf einen. Der eine mag aus irgendeinem Grund seine politischen Mitbewerber nicht treffen und drückt sich lieber. Die Busfahrt führt uns zu drei ganz verschiedenen Kindertagesstätten, die jede für sich mit besonderen Bedingungen zu kämpfen hat. Allen gemein ist aber das große Problem, dass das Personal vorne und hinten nicht mehr reicht. Alle ErzieherInnen sind bis an die Grenzen ihrer Belastbarkeit eingebunden. Viele machen aus idealistischen Gründen unbezahlte Überstunden und trotzdem reicht die Zeit nicht, um überhaupt noch pädagogische Konzepte umzusetzen. Mit diesem Personalschlüssel kann gerade mal die Beaufsichtigung der Kinder abgedeckt werden. Das ist ein wirklicher Skandal, den Dieter Althaus und seine CDU zu verantworten haben. Die Ankündigung in fünf Jahren 1000 neue ErzieherInnen-Stellen zu schaffen, klingt da wie Hohn. Wir brauchen 2000 neue Stellen und zwar sofort, damit wir wenigstens wieder bundesdeutsches Mittelmaß in Sachen Kinderbetreuung erreichen.

Sehr ähnlich wie wir als Linke schätzen auch die SPD und Die Grünen die Problematik ein. Christoph Matschie und Astrid Rothe-Beinlich sind auch bei der Kita-Tour dabei und da wir zu den gleichen Erkenntnissen kommen, kann ich nur hoffen, dass wir unsere Vorstellungen ab Herbst auch in praktische Politik umsetzen können. Diese Chance zu vergeben, wäre fahrlässig.

Nach der Busfahrt geht es für mich nach Nordhausen zum Wahlmobil, wo diesmal auch unsere Europaabgeordnete Gabi Zimmer mit vor Ort ist. Einige der Bürger, mit denen ich mich auf dem Theaterplatz unterhalte, haben sich vorher schon die Rede von Angela Merkel angehört und berichten mir, dass selbst der Kanzlerin klar ist, wie nah der Noch-MP seiner Abwahl ist. Frau Merkel muss wohl die „Bedrohung“, die von unserer Politik ausgeht, sehr ernst nehmen. Eine angemessene Zahl an Kita-ErzieherInnen, längeres gemeinsames Lernen bis Klasse 8, kostenlose Schulmilch, Förderung regenerativer Energien – wirklich alles sehr „bedrohlich“ für eine CDU-Landesregierung, die nur noch mit allen Mitteln versucht, sich an die Macht zu klammern.

In Nordhausen steht auch plötzlich ein großer junger Mann vor mir und begrüßt mich herzlich. Ich schaue wohl verdutzt, so dass er schnell erklärt, dass er der kleine Mensch ist, für den ich vor zehn Jahren mal eine Privatführung durch den Landtag gemacht habe. So groß ist der kleine Robert nun geworden – schon beeindruckend, wie sich so ein Knirps in zehn Jahren entwickelt. Toll!