Der Demokratie vertrauen!

Zunächst einmal möchte ich zu gestern noch nachtragen, dass zu den netten Begegnungen, die ich beim Folklore-Fest in Viernau hatte, auch die mit einer echten Legende gehörte. Ich sprach nämlich mit Manfred Wolf, der vor vierzig Jahren, am 23. März 1969, in Planica einen neuen Weltrekord im Skifliegen aufstellte. Genau 165 Meter flog er damals weit und es war 1969 sicher fast so beeindruckend, wie das, was Usain Bolt heute Abend in Berlin bot – eine bis dahin unvorstellbare Leistung. Was den Hochleistungssport der Gegenwart angeht, ist es nur leider so, dass mit jedem neuen Rekord auch etwas Misstrauen verbunden ist. Ich hoffe sehr, dass Usain Bolt diese Bestleistung heute ebenso ehrlich erzielt hat, wie Manfred Wolf vor vierzig Jahren.

Für mich ging es heute durch die Erfurter Schrebergärten, um mit den Leuten dort ins Gespräch zu kommen. Schließlich lässt sich gute Politik für die Menschen nur machen, wenn man sich auch mit ihnen unterhält und weiß was sie bewegt. Und natürlich ist auch immer noch Wahlkampf und da sollen die Leute auch erfahren, was mich bewegt, als Ministerpräsident zu kandidieren.

Zurück von der Tour durch die Gärten, lese ich erstaunt eine Agenturmeldung, laut der ich zum Verzicht auf das Amt des Ministerpräsidenten bereit wäre, auch wenn Die Linke bei der Landtagswahl stärkste Kraft wird. Um es gleich zu sagen, es ist eine Ente. Aus meinen Aussagen, dass die stärkste Fraktion am Wahlabend entscheidet, wen sie als Ministerpräsidenten aufstellt und dass ich keinen Schreibtisch brauche, wurde die Meldung kreativ zusammengesetzt. Dabei sind meine Äußerungen dazu nach wie vor eindeutig: Ich erwarte, dass an der parlamentarischen Kultur festgehalten wird, dass die stärkste Fraktion in einer Koalition den Ministerpräsidenten stellt. Wenn schwarz-gelb keine Mehrheit hat, wird die Frage sein, ob die SPD stärker ist oder Die Linke. Sollte der SPD das Kunststück noch gelingen, uns zu überholen, bin ich vorbehaltlich der Einigung auf einen Koalitionsvertrag gerne bereit, Christoph Matschie zum Ministerpräsidenten zu wählen. Und das gleiche erwarte ich von Christoph Matschie im umgekehrten und wahrscheinlicheren Fall, dass wir stärker werden als die SPD. Das hieße nichts anderes, als die Entscheidung der Wähler zu akzeptieren und der Demokratie zu vertrauen. Freilich müsste sich die SPD dann entscheiden, ob es ihr um einen Politikwechsel geht oder um Posten. Für mich kann ich sagen, dass ich immun bleibe gegen die Ausschließeritis und mich an demokratischen Gepflogenheiten orientieren werde. Das bedeutet, die Entscheidung der Wählerinnen und Wähler am 30. August abzuwarten und dann das Beste für Thüringen daraus machen.