Heiße Filmszenen für den Wahlkampf

Jede Menge verschiedener Kleidungsstücke muss ich heute mit in den Bundestag nehmen, weil im Kalender die Produktion eines Wahlkampfvideos steht. Bevor es aber soweit ist, findet noch das vorerst letzte Gebetsfrühstück im Parlament statt. Der Kreis von Abgeordneten, die das Frühstück besuchen, hat sich in den vergangenen Jahren stets – trotz unterschiedlicher Fraktionszugehörigkeit – sehr gut verstanden. Deshalb ist es uns auch ein gemeinsames Anliegen, die Mitglieder des nächsten Bundestages schon jetzt dazu aufzufordern, sich für eine Stärkung der Religionsfreiheit in aller Welt und einen besseren Schutz vor Christenverfolgung einzusetzen.

Dann fahre ich in das Filmstudio, wo das Video produziert wird. Und als ob es nicht schon heiß genug wäre, stehe ich nun auch noch im Licht von zehn Scheinwerfen, von denen jeder für sich wie eine kleine Sonne strahlt. So wird das Erklären unserer Forderungen nach längerem gemeinsamen Lernen und einer Energiewende immer wieder unterbrochen von Pausen, in denen mir der Schweiß von der Stirn getupft wird.

Zwischendurch bekomme ich die Meldungen aus Jena und Erfurt, dass die von der NPD geplanten Aktionen erfolgreich gestört wurden. In Jena haben 300 bis 400 Menschen (an einem Mittwochmorgen!) den Nazis deutlich gemacht, dass für Rassismus in der Stadt kein Platz ist. Die 15 bis 20 NPD-Anhänger standen in Mitten eines Kreises von Gegendemonstranten, die mit Trillerpfeifen und Nazis-raus-Rufen, den „Wahlkampfauftakt“ der Rechtsextremen zum Fiasko werden ließen. Noch besser kam es aber, als die Nazis Jena in Richtung Erfurt verlassen wollten. Sie hatten nämlich ihre Autos in einer Tiefgarage geparkt, vor der sich glücklicher Weise spontan einige hundert Leute wieder setzten. So wurde die Abreise anderthalb Stunden nach hinten verschoben.

Auch in Erfurt hatte sich in kürzester Zeit ein Bündnis organisiert, dass der NPD zeigte, dass sie auch da nichts verloren haben. Zu den Unterstützern zählte auch der Religionskreis und es ist wirklich eine große Freude, dass es uns in so kurzer Zeit gelungen ist, den Widerstand zu koordinieren.

In Berlin endet der Arbeitstag im Vermittlungsausschuss. Danach will ich wirklich schnell nach Hause, denn obwohl es immer noch heiß ist, hat inzwischen Regen eingesetzt und das macht die Lage nicht angenehmer.