Ein seltsames Land

Da denkt man immer, gefährliche Tiere gehören hinter Gitter. Jedoch heute an der Adria ein seltsames Erlebnis. Hier kommen die Kinder hinter Netze. Ich sehe vor unserem Bungalow so eine Variante mit Stangen und einem allseits geschlossenem Vorhang. Rund herum kein entrinnen. Die Maschen sind zu groß, als dass sie gegen Mücken helfen würden. So etwas habe ich mal in Florida in den Everglades gesehen. Aber auch gegen Sonnenstrahlen oder gefährliche Vögel kann es nicht schützen, denn davon sind keine zu sehen, zumindest nichts von großen Vögeln. Dafür geht es den Hunden in dieser Ferienanlage wirklich gut. Die müssen hinter kein Netz und in keinen Käfig, weder Maulkorb noch Leine. Das ist das Gegenprogramm zum Strand, bei dem wir heute unseren Antrittsbesuch machten. Da sind wir fürchterlich reingefallen. Im Internet haben wir ein Quartier gesucht, bei dem es Attila auch gut geht. So etwas haben wir auch gefunden. Einen riesigen Pferdehof mitten in fruchtbarsten Feldern. Die Häuschen sind um einen Pool angeordnet und der Meeresstrand ist 4 km entfernt. Aber genau dort darf Attila nirgends, wirklich gar nirgends hin. Weit und breit kein Hundestrand, nicht mal ein Stück unberührter Natur. Auf 100 km alles nur Teutonengrill, Strandliege mit Sonnenschirm und Preise wie bei einem Raubüberfall. Jedenfalls fragen wir die anderen Gäste, die auch mit ihrem Vierbeiner hier sind. Da dämmert es uns. Hundeurlaub ist eine Marktlücke. Aber es ist doch lustig, die Hunde laufen frei herum und die Kinder spielen hinter Netzen. Mir fällt aus meiner Jugendzeit eine Hauswand in Treis/Lumda ein, die mich lange beschäftigt hat. Wenn ich aus Nordeck nach Gießen zu meinem Ausbildungsplatz bei Karstadt gefahren bin, stand da in riesigen Lettern auf einer Scheunenwand: “Kein Urlaubsort, wo Vogelmord!” Das ganze war in eine Art Landkarte, eine Skizze des Stiefels eingemalt und ich brauchte lange, bis ich es endlich kapiert hatte. Als ich Germana davon erzählte, sagte sie, dass ich einer unverschämten Schmähung ihrer Heimat aufgesessen sei. Nun der Beweis, sie stellen Netze auf und fangen Kinder! Aber Spaß beiseite, dem Hund geht’s gut und die Kinder können wunderbar Volleyball spielen. Aber mit dem Hund direkt an die Adria zu reisen scheint uns sinnlos zu sein. Überall Schilder: Hunde verboten, alle Hunde mit Maulkorb, mit einer 1,5 Meter Leine den Hund kurz halten, Papiertütchen fürs Geschäft vorzeigen usw. Ansonsten drohen 250 € Ordnungsgeld. Die wachsamen Augen der Ordnungshüter sind tatsächlich überall. Gegen das vorzeigen der Tütchen haben wir wirklich nichts einzuwenden. Das wäre in Deutschland auch wünschenswert, aber das wir nicht mal mit Attila am Boulevard, selbst mit Leine laufen dürfen ist einfach nur doof und die Ordnungshüter kassieren bei den Autos und Hundebesitzern. Da ist mir die Kurtaxe an der Nord und Ostsee doch lieber.