Vom Petersberg nach Berlin

Den heutigen Tag verbringen wir noch einmal ganz ruhig und entspannt in Erfurt, auch wenn ich mit den Gedanken schon so halb wieder in Berlin bin, wo morgen meine letzte Bundestagssitzungswoche beginnt. Wir machen einen schönen Spaziergang zum Petersberg und treffen dort auf eine ganze Gruppe von Menschen, die in holländischer Tracht und mit Klompjes an den Füßen die Anlage besichtigen. Unsere Verwunderung darüber wird schnell durch ein Plakat aufgelöst, das Werbung für das momentan hier stattfindende Folklorefestival macht.

Wir schauen uns auch das Denkmal des Unbekannten Wehrmachtsdeserteurs an. Ich erinnere mich an die Zeit, als wir für die Errichtung des Denkmals streiten mussten. Es war ein schwieriger Weg mit vielen Rückschlägen, aber am Ende gab es doch die Würdigung für die so lange unbeachtet gebliebenen Männer, die sich weigerten, im Namen des Nationalsozialismus in den Krieg zu ziehen. Es sollte auch ein Zeichen der Unterstützung für die Initiative der Wehrmachtsdeserteure sein, die immer noch um eine offizielle Anerkennung durch die Bundesrepublik kämpfen.

Nun soll in der letzten Sitzungswoche des Bundestages ein Antrag eingebracht werden, mit dem die Opfer der NS-Justiz endlich rehabilitiert werden können. Es ist ein Gruppenantrag, das heißt er geht nicht von der Regierungskoalition oder einer bestimmten Fraktion aus, sondern von einzelnen Abgeordneten verschiedener Parteien, die gemeinsam dieses Anliegen unterstützen. Für unsere Fraktion hat Jan Korte maßgeblich an dem Vorhaben mitgewirkt und inzwischen haben 160 Abgeordnete den Antrag unterzeichnet. Es wäre zu schön, wenn es tatsächlich klappen könnte, dass es in der letzten Parlamentswoche noch zu einer positiven Abstimmung über dieses wichtige Thema käme. Damit wäre auch dieses Kapitel der Geschichte endlich in einem gerechten Sinne abgeschlossen und das Denkmal auf dem Petersberg hätte in doppeltem Sinne gewirkt: Als Symbol für die Erinnerungskultur und als konkreter Handlungsaufruf, die Wehrmachtsdeserteure als Opfer des NS-Justiz anzuerkennen.