Kleine Welt
Zuerst will ich noch eine Anekdote von gestern Abend nachtragen: Nach dem Empfang unserer Fraktion machte ich mich auf den Weg zu Freunden, bei denen ich übernachte und gemeinsam schauten wir uns noch eine Reportage über 60 Jahre Evangelischer Kirchtag an. Die Entwicklung in Ost und West wurde dargestellt und dabei kam auch der frühere Erfurter Propst Heino Falcke zu Wort. Er sprach wiederum über seine Arbeit mit Ulrich Duchrow, den ich gerade zwei Stunden zuvor auf unserem Empfang begrüßt habe. Die Welt ist eben doch ein Dorf.
Diesen Gedanken habe ich heute Vormittag auch am Stand des Bundestages. Als ich nach vielen interessanten Gesprächen gerade aufbrechen will, um zum Stand unserer Fraktion zu fahren, spricht mich noch ein freundlicher Mann an. Er berichtet mir, dass seine Frau 1954 in Schleswig-Holstein mit Lothar Bisky befreundet war und er und ich nun die herzlichen Grüße weitertragen sollen. Nichts lieber als das, gleich morgen in Berlin werde ich die Grüße ihrem Empfänger übermitteln.
Die Fahrt zum Fraktionsstand macht deutlich, dass das Konzept des dezentralen Kirchentages auch seine Tücken hat. Die Shuttle-Busse sind wirklich sehr voll und wer an einer Zwischenstation einsteigen will, muss sich auf längere Wartezeiten einrichten. Auch ist mir nicht ganz klar, wieso eigentlich der Stand des Bundestages und die Vertretungen von Parteien, Fraktionen und politischen Stiftungen so weit voneinander entfernt angesiedelt wurden. So ist es leider nicht möglich, auch mal kurzfristig zwischen beiden zu wechseln.
Unser Stand zieht jedenfalls einiges Interesse auf sich. Die Verwunderung, dass wir auch dem Kirchentag präsent sind, ist zwar noch manchmal vorhanden, aber im Vergleich zu den Vorjahren scheint sie immer geringer zu werden. Für viele Gäste ist es ganz normal, dass auch die Linken als Gesprächspartner da sind – wie schön. Am Abend geht es für mich mit dem letzten Zug nach Berlin, denn morgen müssen noch einige Sachen für die Bundespräsidentenwahl vorbereitet werden.