Schlaflos im Regen

Am frühen Samstagmorgen komme ich kurz nach ein Uhr auf dem Erfurter Hauptbahnhof an. Auf dem Bahnsteig sehe ich schon die Polizei stehen und rund um den Bahnhof wieder Sirenen und schnell fahrende Polizeiwagen. Die Räumung des besetzten Hausgeländes von Topf & Söhne zeigt immer noch negative Auswirkungen. Offenbar ziehen die Hausbesetzer und die Sympathisanten durch die Stadt und zeigen Ihre Trauer und Wut über die Räumung. Eine Lösung in beiderseitigem Einvernehmen wäre sicher die bessere Variante gewesen. Dazu hätte es aber Bewegung auf allen Seiten bedurft. Jetzt dem heutigen OB Bausewein die Verantwortung allein in die Schuhe zu schieben, ist einfach nicht gerecht. Die Besetzer wurden oft darauf hingewiesen, dass sie eine verbindliche Rechtsform bilden müssten, um einen legalen Miet-/ Nutzungs- oder Pachtvertrag zu bekommen. Selbst die berüchtigte Hafenstraße in Hamburg hat am Schluss eine Kooperative gebildet und mit der Rechtsform der Genossenschaft eine dauerhafte Lösung geschaffen. Vorgestern Abend haben wir noch die Hafenstraße besucht und einen schönen Abend mit den Hafenstraßen-Genossen genossen. Nun in Erfurt treffe ich wieder auf die hiesige Realität – ein Polizeiaufgebot, das mir völlig überzogen erscheint und desillusionierte junge Leute, die leider nicht bereit waren einen Mittelweg gemeinsam mit der Stadt zu suchen und nun ihre Wut Richtung OB Bausewein rauslassen.

Ich schüttele den Kopf über die rumrasenden Polizeiwagen und laufe nach Hause. Dabei bricht der Regen über mir los und ich überlege, ob ein Taxi nicht doch besser gewesen wäre. Patsch nass komme ich zu Hause an und schleiche ins Bett. Schlafen ist aber noch nicht drin, denn als ich liege, tropft es mir ins Gesicht. Das Dachfenster ist irgendwie nicht dicht. Also Kopf raus und die Dichtung säubern, Kopf wieder nass, aber dafür scheint das Fenster dicht. Also Kopf auf die andere Seite legen und einschlafen.

Nach dem Ausschlafen dann heute früh erstmal zur Reinigung, dann Einkaufen und dies und das noch erledigen. Der Abend endet beim Erfurter Bildhauer/ Plastiker Christian Paschold, der heute seinen sechzigsten Geburtstag feiert. Leider muss ich die Feier schon früh verlassen, weil ich morgen in aller Frühe mit dem ersten Zug wieder nach Berlin muss, um an einer Podiumsdiskussion der TAZ teilzunehmen.