Tarsus, Türkei – Thüringen
Der Morgen beginnt in Berlin im Schneeregen. Ich eile zum Ostbahnhof und wundere mich über den Kälteeinbruch. Frierend bin ich so froh als endlich die S-Bahn kommt, dass ich direkt in die falsche Bahn einsteige. Also muss ich am nächsten Bahnhof wieder raus und erneut durch den Schneeregen, um dann auf der anderen Bahnsteigseite endlich in Richtung Friedrichstraße zu fahren. Mit Schneeregen und Wind kämpfend, klappt dann mein kleiner Regenschirm um und ich muss mir wohl einen neuen zulegen.
Im Bundestag stehen viele Termine an. Zunächst ein Interview mit einem Internetsender und unmittelbar vor der Fraktionssitzung ein kurzes Pressegespräch zu aktuellen Themen. Dann muss ich die Fraktionssitzung leiten, weil die beiden Fraktionsvorsitzenden nicht da sein können. Gregor ist in Köpenick zur Festveranstaltung anlässlich des 800jährigen Jubiläums und Oskar ist in Karlsruhe beim Bundesverfassungsgericht. Er vertritt unsere Fraktion dort, um gerichtlich klären zu lassen, ob der Lissabon Vertrag überhaupt mit unserem Grundgesetz vereinbar ist. Wir haben da berechtigte Zweifel.
Am Ende des Tages habe ich noch eine sehr angenehme Aufgabe. Im Auftrag der kirchen- und religionspolitischen Sprecher aller fünf Fraktionen habe ich einen Gesprächstermin mit dem neuen türkischen Botschafter, Herrn Ahmet Acet, vereinbart. Es geht um die aramäische Sprache, das Kloster Mor Gabriel und die Kirche in Tarsus. Mit dabei sind auch die Kollegin Fischbach von der CDU-Fraktion und mein Fraktionskollege Hakki Keskin, der viele Jahre Vorsitzender der Türkischen Gemeinde in Deutschland war. Als Dolmetscherin hilft Hakkis Mitarbeiterin Feza Inan aus. Wir reden sehr offen und besprechen die Dinge, um gemeinsam deutlich zu machen, dass das Kloster Mor Gabriel nicht durch Gerichtsschikanen vernichtet werden darf. Auch bezüglich der Kirche in Tarsus wollen wir wissen, wie es da weitergeht, damit Christen dort nicht länger im Museum beten müssen. Wir haben ein gutes Gefühl und verabreden weiter im Gespräch zu bleiben.
Danach sagen mir die Mitarbeiter, dass ich auch Diplomat mit dem Aufgabengebiet Türkei werden könnte. Ich antworte, dass ich mich doch erst einmal um Thüringen kümmern will. Aber immerhin beginnt ja beides mit T.