Schwarz sehend in die Zukunft
Zwei Nachträge noch zum gestrigen Neujahrsempfang von Carl Zeiss in Jena: Normalerweise heißt es doch im Volksmund, dass „schwarz sehen“ gleichbedeutend mit Resignation sei. Also eher was Pessimistisches – dachte ich bislang. Nun lernte ich vom Vorstandsvorsitzenden der Carl Zeiss AG, dass schwarz zu sehen für Carl Zeiss ein bedeutender Durchbruch in die Zukunft sei. Schwarzes Licht nämlich, das von den Projektoren in den modernsten Planetarien der Welt in Zukunft abgestrahlt und auch dargestellt wird. Soll heißen, die „Nächte“ in den Carl Zeiss Planetarien waren noch nie so schwarz und die Sterne so brilliant wie heute. Also kann man doch schwarz sehend in die Zukunft schauen – aber nur wenn es ein Projektor der neusten Generation aus Jena ist.
Sehr unterhaltsam war auch der Versprecher, den Jenas Oberbürgermeister in sein Grußwort eingeflochten hatte: Er wollte die Arbeit der Universität lobend hervorheben und sagte, dass die Martin Luther Universität ein bedeutender Faktor in und für Jena sei. Stutzen beim Publikum, Erstaunen beim Rektor der Uni, Professor Dicke. Schließlich gab doch jemand den entscheidenden Hinweis, dass es doch die Friedrich Schiller Universität sei. Da stutzt wiederum der OB und alle lachen. Er ist eben Lutheraner vom Scheitel bis zur Sohle und als evangelischer Pfarrer ist wohl der Luther in ihm durchgegangen. Oder wollte er vielleicht die Lutherdekade in Jena eröffnen? Wirklich ein schöner Versprecher, der viel Raum für Spekulationen lässt. Herr Schröter selbst berichtete dann aber, dass er in Halle an der Martin Luther Uni promoviert hat. So verzieh im das Publikum.
Heute am Samstag sind mal wieder einige alltäglich Aufgaben zu erledigen, von denen mancher Bürger zu denken scheint, dass ich sie nicht machen muss. Am Leergutautomat im Supermarkt fragt ein Mann erst sich selbst und dann mich, ob ich es wirklich sei. Was soll ich sagen? Klar gehe ich selber Einkaufen und bringe Müll runter, gehe zur Glastonne gegenüber und trage Papier zur blauen Tonne. Und aus den Nachfragen, ob ich wirklich ich selber sei, ergeben sich auch immer wieder nette Gespräche. Viel Spaß hatte ich heute auch im Blumenladen, als ich Blumen für unsere Wohnung kaufte. Die nette Verkäuferin sagte „Bitte kurz anschneiden.“ und ich fragte spontan aber völlig sinnlos „Unten?“. Sie sagt trocken „Oben wäre schlecht.“ und wir lachen beide herzhaft los.