Nach dem Vergnügen kommt die Arbeit

In einer Südthüringer Zeitung las ich, dass mein Karnevalskostüm als Verkleidung eines französischen Revolutionärs identifiziert worden sei. Hatten noch die Fotoreporter beim MDR-Fernsehkarneval nachgefragt, war wohl der Kollege nach Augenschein zu einem anderem, als dem von mir gewünschten, Ergebnis gekommen. Im Fundus des Deutschen Nationaltheaters Weimar (DNT) hatten meine Frau Germana und ich hunderte von möglichen Varianten zum diesjährigen Karneval besichtigt und auf anraten der Mitarbeiterinnen uns für eine Zeitgemäße Kleidung im Sinne des Geheimrates Goethe und seiner Gattin entschieden. Anscheinend führte die Kokarde am Dreispitz dazu, mich als französischen Revolutionär zu identifizieren.

Genau dieser Dreispitz löste heute einen Bahntechnischen Umweg von Berlin nach Erfurt aus. Da die Kostüme gereinigt wieder zurück in den Fundus gebracht werden müssen, hatten wir sie zur Reinigung mit nach Berlin genommen und. Heute wollte ich sie pünktlich in Weimar abliefern, hatte aber den genannten Dreispitz in der Erfurter Wohnung vergessen. Also arbeitete ich mein Frühprogramm im Bundestag ab, korrigierte Briefe, erledigte die Post.

Dabei bekam ich durch Telefonanrufe von Journalisten mit, dass Gregor Gysi heute Morgen im Hintergrundgespräch deutlich darauf hingewiesen hat, dass im Bundesamt für Verfassungsschutz offensichtlich das gesamte Handbuch des Deutschen Bundestages mit allen Abgeordneten in der „Sachakte“ der LINKEN hinterlegt wurde. Welch eine Pirouette, wenn Herr Schäuble, Westerwelle oder Müntefering erfahren, dass sie in ihrer Eigenschaft als MdB nun unter unserem Fraktionsnamen geheimdiensttechnisch erfasst sind. Wir sind jetzt vereint in der Akte des Geheimdienstes. Ich rufe den Herren zu, wir haben nichts zu verlieren außer unseren Akten. Die notwendigen Unterlagen wurden von mir bearbeitet und einem Weimarer Autor habe ich gebeten, mal einen Aufsatz dazu zu schreiben. Ein ausgewiesener Fachmann auf diesem Gebiet.

Und so telefoniere ich vormittags mit Weimar und bin nachmittags zum abgeben der Kostüme persönlich dort. Im Fundus des DNT hängt schon die TA vom Montag mit unserem Kostümfoto. Die Mitarbeiterin freut sich und sagt mir noch, dass die Mitarbeiter im DNT Angst haben, wenn nicht schnellstens der Vertrag mit dem Intendanten abgeschlossen wird. Die CDU Stadträte um Herrn Krause haben ja öffentlich angekündigt, gegen Herrn Märki zu stimmen und nun hängt die Zitterpartie an den beiden SPD-Vertretern. Sie sei gespannt, sagte sie mir noch, ob das Wort des SPD-Landesvorsitzenden in dieser Angelegenheit gilt und die beiden für Herrn Märki stimmen werden. Nach der Aufsichtsratssitzung am 27. Januar werden wir es wissen. Wir haben uns gestern erneut öffentlich zu Herrn Märki bekannt. Nach meinem Kurzbesuch in Weimar geht es zum Neujahrsempfang der Stadt Gera und es wird eine anstrengende Nacht, denn morgen früh muss ich wieder im Bundestag sitzen.