Nach dem Spiel ist vor dem Spiel

Kaum ist die Wahl in Hessen vorbei, wartet in Berlin schon wieder jede Menge Arbeit. Um möglichst schnell nach Berlin zu kommen (für 10 Uhr ist die Sitzung des geschäftsführenden Parteivorstandes anberaumt) entscheiden wir uns für das Auto und sitzen kurz nach sechs in selbigem, Germana, Attila und ich. Aber was ist das Ergebnis? Wegen eines Staus verlieren wir 1 ½ Stunden. Bei Bitterfeld fahren wir von der Autobahn runter und ich denke, dass mir das irgendwie bekannt vorkommt. Der Bitterfelder Weg und die Bitterfelder Weiche – da war doch was.

So verpasse ich jedenfalls den geschäftsführenden Vorstand und bin aber genau richtig zur regulären Parteivorstandssitzung. Natürlich ist auch da das Ergebnis aus Hessen Hauptthema. Wir sind stolz und glücklich, dass unsere Genossen den Wiedereinzug in den Landtag geschafft haben, trotz einiger Kinderkrankheiten der Partei, die sich in den letzten Wochen gezeigt haben. Die Hessischen Wähler haben anerkannt, dass die übergroße Mehrheit der LINKEN sich nicht mit sich selbst, sondern ernsthaft und nachhaltig mit den sozialen Problemen im Land auseinandersetzt.

Auf die Sitzung des Parteivorstandes folgt die Sitzung des Vorstandes unserer Bundestagsfraktion. Man sitzt doch ganz schön viel als Politiker. Allerdings reicht das natürlich bei weitem nicht an den ganz großen Aussitzer heran: Roland Koch. Es ist gerade mal zwölf Monate her, dass der Mann wegen eines Wahlkampfes gegen Ausländer, Jugendliche und „Kommunisten“ faktisch abgewählt wurde und seine Partei zwölf Prozent absackte. Dann sitzt er einfach ein Jahr ab, wartet wie der Zufallsgenerator SPD immer wieder neu gestartet wird und als er bei Neuwahl stehen bleibt, steht auch Koch plötzlich wieder auf. Bei der Wahl gewinnt er zwar nicht ein einziges Prozent hinzu aber der FDP-Hahn geht ja freiwillig zum Koch, was soll man da noch sagen?

Nach dem Fraktionsvorstand gehe ich jedenfalls zum Auto, um zum Neujahrsempfang der LINKEN in Gera zu fahren. Nach den ganzen Sitzungen ein Abend im Stehen, wieder mit vielen guten Gesprächen. Und ich bin froh, mal eine Pause vom Sitzen machen zu können – wer will schon werden wie Roland Koch?

Aus Gera zurück nehme ich dann den Zug und lass den Wagen bei Jan. Der Zug von Gera nach Leipzig war auch pünktlich und prima. Aber dann in Leipzig: Triebsteuerungskopf oder was kaputt und 15 Minuten Verspätung, Mitternacht bin ich in Berlin.