Luft anhalten vor Sorge.

Der Sonntagmorgen beginnt voller Freude. Die Sonne scheint und ich freue mich auf den Gottesdienst in meiner Kirchgemeinde. Martini-Luther hat auf dem Gemeindezentrum am Roten Berg mit einem Gottesdienst sein Solarkraftwerk feierlich eröffnet. Ich war von der Idee ein Solarkraftwerk aufzubauen so begeistert, dass ich gerne mein Scherflein dazu beigetragen hatte. Die Idee stammte von einem lieben Mitbruder, den ich vor langer Zeit über die Grünen kennenlernte und da nicht ahnen konnte, dass wir der selben Kirchgemeinde angehören. Er kontaktierte mich, um für meine Unterstützung zu werben. Heute saßen wir im Gottesdienst nebeneinander und ich war stolz auf sein Engagement, dass mit der Eröffnung und dem Start der Anlage gekrönt wurde. Tonnen von CO2 werden jetzt eingespart und mehrere Einfamilienhäuser können ihren Strombedarf nun mit unserem Kirchenstrom decken.

Der Initiator erzählt mir beim feierlichen Beisammenstehen noch, dass die Anlage auf unserer Martini Kirche viel besser gewesen wäre: bessere Südlage und noch viel mehr Dachfläche. Die dreifache Menge an Solarstrom hätten wir so einspeisen können aber das Denkmalschutzamt hat das Ganze mit viermonatiger Verzögerung einfach abgelehnt, wegen Ensembleschutz und vor allem weil es auf allen Kirchen in Deutschland unerwünscht sei. Donnerwetter, nicht mal eine Einzelfallprüfung, einfach abgelehnt. Eine einfachen Prüfung hätte genügt um festzustellen, dass das Dach mit Betonbieberschwänzen am Ende der DDR gedeckt wurde. Es regnet zwar nicht rein, aber Denkmalgerecht ist es nicht und das Solardach sieht auch nicht schlechter aus. Die Geldeinnahme hätte die Gemeinde selbstverständlich einsetzten wollen, um die ganze Kirche einschließlich Turm dann mit Schiefer neu zu decken. Aber das wollte das Amt gar nicht erst wissen. Darüber kann ich nur den Kopf schütteln.

Danach will ich schnell nach Hause, um spazieren zu gehen. Allerdings zeigt mir mein Handy 8 verpasste Anrufe. Meine Güte, was ist denn los?

Schon der erste Anruf schockt mich. Unser Parlamentarischer Geschäftsführer André Blechschmidt übermittelt mir schlechte Nachrichten, dann ruft Susanne Hennig direkt aus dem Helios Klinikum an. Unser jüngster Abgeordneter Matthias Bärwolff musste per Notarzt in die Klinik. Er hatte wohl einen Zusammenbruch und zum Glück war seine Mitarbeiterin bei ihm, die schnell und richtig reagiert hat. Morgen wird Matthias operiert und dann werden wir sehen, wie es weiter geht. Wir sind in Sorge aber wenigstens so weit beruhigt, dass er schnell medizinische Hilfe bekam und nun operiert werden kann. Toi, toi, toi, lieber Matthias!

Nun haben wir zwei Patienten im Landtag, die ihre Zeit brauchen werden, um in Ruhe zu genesen. Politisch heißt das weiterhin auf unnötige Auseinandersetzungen zu verzichten und sich auf die Thüringer Probleme zu konzentrieren, um dann Lösungen Parteiübergreifend zu verabschieden.

Gute Besserung an beide Patienten!