Gedenken an Rosa
Von Erfurter Genossen war ich gebeten worden, am heutigen Tag die Gedenkrede zum 90. Jahrestag der Ermordung Rosa Luxemburgs zu halten. Ich freue mich, dass auch der Thüringer DGB und die Jusos zu diesem Gedenken aufrufen. Leider kann der Vertreter der Jusos vor Ort wegen eine Grippe nur ein paar Worte sagen. Von hier aus noch mal gute Besserung für ihn, denn es ist wichtig, dass er trotz der Krankheit kam. Wir müssen Parteiübergreifend das Ansehen von Rosa Luxemburg würdigen und sollten ihre Analysen der kapitalistischen Verwerfungen als bis heute sehr modern erkennen, auch wenn sie solche Sachen wie Bad Banking oder Aktienleerverkäufe nicht vorhersehen konnte. Inzwischen hören wir, dass bei den deutschen Banken noch rund eine Billion Euro Schrott gebucht sein soll. Da ist die Rede von Toxischen Anleihen, fast schon eine Verniedlichung, weil man nicht “wertlose Zockerpapiere” oder besser “vergiftete Gierpapiere” sagen will. Das hätte sich Rosa wirklich nicht träumen lassen, dass neunzig Jahre nach ihrer Ermordung ihre Analyse immer noch gilt und ihr Aufruf für eine sozialere und wahrlich bessere Welt uns Vermächtnis und bis heute Auftrag sein muss. Neunzig Jahre Frauenwahlrecht und Neunzig Jahre des Acht-Stunden-Tages im Verfassungsrang. Heute müssen wir um Wahlbeteiligung bangen und der Niedriglohn bedroht den Acht-Stunden-Tag. Wir müssen mit all denen zusammenarbeiten, die die gesellschaftlichen Verhältnisse wieder sozialer und gerechter gestalten wollen.
Der spannende Wahlabend bringt nicht viel Neues oder gar Überraschendes. Die SPD verliert dramatisch und die CDU legt nicht zu. Die FDP ist der Wahlsieger, denn konservative Wähler wollten eben doch Herrn Koch nicht stärken und haben die FDP als Korrektiv zum “brutalst möglichen” gewählt. Die Grünen legen deutlich bei den jungen Leuten zu und übernehmen die SPD-Jungwähler, die sich unter Y-psi einen Politikwechsel erhofft hatten und dann von vier SPD-Abgeordneten darum betrogen wurden. Die Steine, die mir vom Herz gepurzelt sind, als unser Ergebnis kam, konnte man sicher bis Wiesbaden hören. Meine Stimmung wurde von Hochrechnung zu Hochrechnung besser. Der eigentliche Verlierer ist aber leider die Demokratie, die Wahlbeteiligung war noch nie so tief. Das darf man nicht übersehen. Deshalb brauchen wir einen Aufbruch zu “mehr Demokratie”!