Geschichtsklitterung der besonderen Art

Am Nachmittag erreicht mich die Nachricht, dass die Landesregierung den 30. August 2009 als Termin für die Landtagswahl beschlossen hat. Es ist schon eine Respektlosigkeit, die Dieter Althaus hier den Wählerinnen und Wählern gegenüber erkennen lässt. Aus parteitaktischen Gründen müssen nun die Thüringer mindestens dreimal an die Wahlurne und der Freistaat wird wieder um mindestens eine Million ärmer. Ich hoffe, dass die Wahlbeteiligung nicht zu sehr darunter leidet.

Durch einen Anruf erfahre ich dann, dass die Thüringer CDU einen Leitantrag in ihren Bundesparteitag einbringen will, um eine scharfe Abgrenzung zur Linkspartei beschließen zu lassen. Da soll die Verantwortung der Linkspartei zum Totalitarismus der DDR im Zentrum stehen. Eine geschichtliche Bewertung wird zu Grunde gelegt, die da lautet: Die DDR war ein Horror-Trip und verantwortlich dafür ist einzig DIE LINKE.
Interessant finde ich, dass ausgerechnet die Thüringer CDU mit Dieter Althaus und Marion Walsmann dieses auf den Weg bringen will. Ist es doch jener Dieter Althaus, der als stellv. DDR-Schulleiter noch im November 1989 an den Jugendweihebezirksausschuss schrieb: „Als Tradition… sollte die Jugendweihe wieder den Inhalt einer marxistisch-leninistischen Weltanschauung haben.“ Und es ist jene Frau Walsmann, die in der DDR-Volkskammer die blutige Niederschlagung der Demonstration auf dem Pekinger Tian’anmen-Platz begrüßte.
Also genau jene wollen jetzt nicht über ihre ehemalige CDU- und DBD-Blockparteiengeschichte reden, sondern mit dem Finger auf die „böse“ LINKEN zeigen.

Ein noch überraschender Brief erreicht mich von Rabbiner Prof. Dr. Walter Homolka.
Der Rektor des Abraham Geiger Kollegs bittet mich, in Zukunft neben vielen namhaften Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens im Stiftungsrat des Abraham Geiger Kollegs mitzuarbeiten. Die Leo Baeck Foundation als Trägerstiftung des Abraham Geiger Kollegs trägt mir die Ehre an, Mitglied im Stiftungsrat zu werden. Es ehrt mich sehr, ich freue mich ausgesprochen darüber. So kann ich am Abend fröhlich zum Abendempfang der Fraktion gehen, denn Oskar Lafontaine wird heute 65. Nachdem ich gestern Abend mit ihm schon beim Presseempfang gemeinsam ein Glas Rotwein trinken konnte, kann ich heute den herzlichen Glückwunsch persönlich überbringen.