Schönes und Trauriges

Halb sechs beginnt der Tag in einem sehr schönen Hotel im Westerwald. Leider hatte ich nur fünf Stunden, um die Vorzüge des Hauses zu genießen. Umso mehr freue ich mich über die bemerkenswerte Freundlichkeit des Personals in diesen frühen Morgenstunden. Nach dem kurzen Frühstück geht es quasi per Rennwagenfahrt quer durch den Westerwald zum Flughafen. Da der Fahrer des kleinen roten Flitzers äußerst sicher und umsichtig ist, fühle ich mich trotzdem wohl und kann entspannt in den Flieger steigen – danke Jochen!

In Berlin geht’s dann vom Flughafen direkt ins Karl Liebknecht Haus zur Sitzung des Bundeswahlbüros. Dort werde ich noch mal herzlich aus dem Amt des Bundeswahlkampfleiters verabschiedet und es beginnt die erste Sitzung dieses Gremiums, an der ich nur als Teilnehmer teilnehme. Wir hören einen sehr interessanten Vortrag des Berliner Parteienforschers Gero Neugebauer über die Bindewirkungen von Parteien. Daraus wird u.a. deutlich, dass die Thüringen-Wahl im nächsten Jahr auch eine enorme strategische Bedeutung haben wird. Das bekräftigt mich in dem Anliegen, im nächsten Jahr mit einem Regierungsprogramm und einem Kompetenzteam in den Wahlkampf zu gehen, das deutlich macht: Wir wollen und wir können regieren!

Nach dem Wahlbüro fahre ich in mein Bundestagsbüro und besuche zum ersten Mal seit zehn Tagen meinen Schreibtisch. Meine Mitarbeiter bereiten mich schonend auf einen riesigen Post-Berg vor. Die Bearbeitung des Berges beginnt aber sehr angenehm: Als erstes fällt mir ein Buch in die Hände, das den Titel „Schalom Ben-Chorin – Ein Leben für den Dialog“ trägt. Es ist dem Rabbiner Ben-Chorin gewidmet, der sich wie kaum ein anderer für den christlich-jüdischen Dialog eingesetzt hat und auch die Synagoge in Jerusalem begründet hat, in der ich das Glück hatte, den Shabbat feiern zu dürfen.

Mitten im Durcharbeiten der Post bekomme ich einen Anruf aus Thüringen, dass ein gute Freundin und langjährige Weggefährtin plötzlich verstorben ist. Ein Mensch, auf den ich immer vertrauen konnte, ist völlig unerwartet aus dem Leben gerissen wurden – keine Chance zum Abschied, keine Chance um das Leben zu kämpfen, nichts. Das Unfassbare lässt diesen Tag mit dem Gedanken an die unvermeidliche Vergänglichkeit enden.