Der “derzeitige” Ministerpräsident

Super Geburtstagsfete bei Antenne Thüringen. Das Köstritzer Spiegelzelt bildete einen traumhaften Rahmen und viele kamen, um beim 15-jährigen Geburtstag dabei zu sein. Der Landesfunkhausdirektor Werner Diestel brachte eine dicke fette Torte in den Farben des MDR mit und wir philosophierten, ob am Abend noch eine Tortenschlacht stattfinden würde. Wie das so bei Stehempfängen ist, kann man interessante und spannende Gespräche führen und mal mit einem der Redakteure anstoßen, mit dem man ansonsten nur bei nachtschlafender Zeit zusammenarbeitet. War auch mal schön.

Der Ministerpräsident Dieter Althaus hat in seiner Festansprache die Behauptung aufgestellt, dass das, was Antenne sendet oder im Internet schreibt, wahr sei, oder wahr würde. Kritisch angemerkt hat er aber, dass nach dieser von ihm behaupteten Logik, Österreich Fußball-Europameister würde und falls es nach Wünschen ging, er schon für Deutschland wäre.

Warten wir mal ab, ob es nach den Wunsch von Herrn Althaus oder nach der Weitsicht von Antenne geht. Hier lassen sich hellseherische Fähigkeiten testen. Jetzt fiebere ich auf jedem Fall dem Endspiel entgegen. Denn wenn die Logik, die Herr Althaus postuliert hat stimmt, drängt sich mir die viel entscheidender Frage auf, warum die muntere Moderatorin mehrfach vom „derzeitigen Ministerpräsidenten“ sprach. Ein Teufelskreis, wie TV Kaiser in gleichnamiger Sendung in solchen Fällen immer formulierte. Oder gilt die Hellsichtigkeit, dass nach einem Derzeitigen ein Zukünftiger kommt und diese nicht identisch sind. Falls, und nur falls Österreich Europameister wird, werde ich in tiefer Hochachtung vor der hellseherischen Tätigkeit meinen neu erworben Panamahut ziehen und mich verneigen und frohen Mutes in den Wahlkampf ziehen. Da Christoph Matschie nicht anwesend war und der Alt-Ministerpräsident  Bernhardt Vogel wirklich nicht mehr zur Verfügung steht, grübelt es so in mir, was die flotte Moderation der hochwohllöblichen Festgesellschaft mit den geheimnisvollen Worten „derzeitig“ und „amtierend“ vermitteln wollte.

Nach der Feier mit dem ICE durch sturmgepeitschte Nacht nach Berlin. Blitz, Donner und Hagel begleiteten uns.

Um sieben Uhr schon wieder los nach Torgau. Kaum angekommen, um dort mit Pfarrern über die Zukunftskonzepte der Linken zu reden und natürlich über die Verantwortung auf die DDR-Vergangenheit im Verhältnis zur Kirche und dem Glauben kritisch zu reflektieren. Obwohl ich in der aktuellen Stunde im Bundestag zum Kampf der Bauern für einen gerechten Milcherzeugerpreis reden sollte, entschied ich mich, den schon vor langer Zeit vereinbarten Termin zu halten. Die Begegnungen mit Pfarrern der Kirche im Osten sind mir wichtig, weil die soziale Idee uns verbindet und die praktische DDR-Erfahrung uns trennt. Deshalb war ich für die Einladung sehr dankbar und fand mich bestätigt, dass das Thema Sozialstaat und soziale Gerechtigkeit uns sehr nahe bringt. Die Skepsis gegen den Teil, den wir aus der DDR-Geschichte mitbringen, blieb. Das Wissen um das, was die LINKE will, konnte aber verstärkt werden. Am Freitag wird es in Erfurt in der kleinen Synagoge eine Veranstaltung mit Pröpstin Elfriede Begrich und mir zu diesem Thema geben und die Torgauer gaben mir herzliche Grüße für die Pröpstin mit auf dem Weg.