Ungewohnte Einigkeit
Mein Besuch in Essen am gestrigen Nachmittag begann stressig. Das Flugzeug nach Düsseldorf hatte Verspätung und entsprechend machte ich mir Gedanken, ob ich rechtzeitig zur Podiumsdiskussion der WAZ kommen würde. Dass dann auf der Strecke zwischen Düsseldorf und Essen auch noch Stau dazu kam, machte die Sache nicht besser. Der Taxifahrer und ich hatten trotzdem unseren Spaß, indem wir abwechselnd Edmund Stoiber nachahmten und betonten, wie schön das jetzt mit dem Transrapid wäre.
Schließlich klappte es doch noch mit der pünktlichen Ankunft und es ergab sich eine sehr angenehme Diskussion mit dem Chefredakteur der WAZ, Ulrich Reitz, der NRW-Wirtschaftsministerin Christa Thoben (CDU) und dem Handwerkskammerpräsident Wolfgang Schulhoff (ebenfalls CDU). Zwischen den CDU-Politikern und mir gab es eine ungewohnte Einigkeit, als ich beispielsweise die Forderung Herrn Schulhoffs unterstützte, dass Aktiengesellschaften stärker kontrolliert werden müssten. Ebenso richtig fand ich die Idee, die Zahl der möglichen Aufsichtsratsposten einer Person von derzeit zehn auf drei zu reduzieren. Wie soll ein Mensch die Vorgänge in mehr als drei Firmen vernünftig kontrollieren können?
Als ich Herrn Schulhoff das zweite Mal Recht gegeben hatte, meinte der, dass es nun auch gut sei damit, sonst müsse er sich ernsthaft Gedanken machen, wie das sein könnte. 🙂 Aber auch mit der Ministerin gab es einige Schnittpunkte. So unterstützte sie meine Forderung, dass Manager nicht direkt vom Vorstand eines Unternehmens in dessen Aufsichtsrat wechseln sollten. Nachdem ich mir überlegt hatte, ob ich jetzt noch einmal die NRW-CDU loben sollte, erinnerte ich kurz daran, dass auch der nordrheinwestfälische Sozialminister Laumann schon einmal ein freies Mittagessen für Schulkinder, deren Eltern Hartz-IV-Empfänger sind, gefordert hatte.
Die Anerkennung dieser Ideen kann und soll natürlich nicht darüber hinweg täuschen, wie viele unterschiedliche Auffassungen es zwischen der CDU und meiner Partei gibt (einer Steuererhöhung für Reiche wollten sie zum Beispiel nicht mit tragen), aber ich halte es für wichtig, gute Argument der Anderen auch zu durchdenken. Ich kann doch keinen Vorschlag pauschal ablehnen, nur weil er vom politischen Mitbewerber kommt. Ein Anerkennen und Überprüfen einer vernünftigen Idee sollte selbstverständlich sein. Allerdings beschleicht mich das Gefühl, dass eine solche Verständigung nur fernab von der Thüringer CDU möglich zu sein scheint. Während mir die CDU-Vertreter in Essen beipflichten, wenn ich von einer notwendigen Kontrolle der Strompreise spreche, wäre ein solches Verhalten in Thüringen undenkbar.
Die späte Rückfahrt nach Berlin war dann sehr anstrengend und wie immer an solchen Tagen war ich schließlich übermüdet und hatte Schwierigkeiten einzuschlafen.
Der heutige Tag begann mit der Morgenandacht im Bundestag, wo der Abgeordnete Steffen Reiche (ein Pfarrer) einige Gedanken zu Pfingsten äußerte. Ich grübelte dabei über der Frage, wie viele Menschen wohl die Bedeutung von Pfingsten nicht kennen. Anschließend hatten wir eine Pressekonferenz zum neuen Tarifvertrag in unserer Fraktion und schließlich waren noch einige kleinere Angelegenheit zu klären, bevor jetzt endlich ein paar Tage Pause sind und nächste Woche wieder Thüringen in meinem Kalender steht.
Angesichts des schönen Wetters und der erstaunlich großen Lücke in meinem Kalender (48 Stunden frei am Stück) hoffe ich auf Zeit und Muse auch innerlich ein bisschen zur Ruhe zu kommen.