Bildung ist Zukunft

Schon jetzt nun hinterlässt mein Besuch Wirkung. In den Thüringer, aber auch in den überregionalen Medien und auch hier in Vietnam wird ausführlich über meinen Besuch und den unserer Delegation berichtet. Wir haben ja die große Chance, einen neuen Meilenstein in den Beziehungen zwischen Thüringen und Vietnam zu setzen.

Am Vormittag unterzeichnet unsere Ministerien für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familie und Frauen, Heike Werner, mit dem Ministerium für Arbeit und Soziales hier eine Grundsatzvereinbarung zur Ausbildung von jungen Leuten aus Vietnam in Thüringen. Klar ist, die Ausbildung ist vor allem Sache der Unternehmen. Aber wir garantieren, dass die Rahmenbedingungen stimmen. Das heißt u.a., dass eine anständige Ausbildungsvergütung gezahlt wird. Überhaupt gibt es ein großes Interesse am deutschen Modell der dualen Berufsausbildung. Immer wieder wird dieses Modell Vorbild genannt und ich kann direkte Kontakte zu Thüringer Bildungszentren vermitteln, die ebenfalls Teil unserer Delegation sind.

In Gesprächen mit Mitgliedern des Wirtschaftsausschusses der Nationalversammlung und später dem Vorsitzenden der Kommission Internationale Beziehungen des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Vietnam muss ich viele Fragen zur Entwicklung der Wirtschaft in Thüringen nach 1990 beantworten. Wie seid ihr so erfolgreich geworden? Und so kann ich erläutern, wie Politik in einer sozialen Marktwirtschaft Rahmen setzt, ohne sich in das operative Geschäft von Unternehmern einzumischen. Diese müssen ihren Weg selbst gehen, ohne Bevormundung, denn sie tragen auch das Risiko. Der Staat hat natürlich Verantwortung für Themen wir Arbeitsschutz aber auch für die Förderung von jungen Unternehmen oder neuer Ansiedlungen aber er gibt nicht vor, was produziert wird. Bei beiden Terminen erläutere ich auch unser Modell einer parlamentarischen Demokratie, in der das Parlament die Regierung kontrolliert und in der in Thüringen drei Parteien eine Koalition gebildet haben, die mit einer Stimme Mehrheit gewählt wurde und seit 2014 Thüringen regiert. Auch hier gibt es großes Interesse und ich finde es gut, dass meine Partei im Herbst auch den direkten Dialog mit der KP führt und ich vielleicht auch direkt in Thüringen unsere Art des Regierens vorstellen darf.

Bevor es mit dem Besuchsprogramm weitergeht, bleibt die Gelegenheit für einen kurzen Besuch der Gedenkstätte für die Opfer der amerikanischen Bombenabwürfe auf Hanoi. Ein abgestürzter B52-Bomber ist Mahnung und Erinnerung an diese schrecklichen Kriegsjahre, die auch ich in meiner Jugend sehr geprägt haben, wie so viele Menschen in Ost- und Westdeutschland, die an der Seite des kleinen Vietnam standen, das von den großen USA angegriffen wurde.

Am Nachmittag geht es zu einem besonderen Termin zur National University for Civil Engineering, wo mich Hunderte Studierende auf das Allerherzlichste begrüßen. Gleich zwei Kooperationsvereinbarungen werden hier zwischen Thüringer und vietnamesischen Hochschulen unterzeichnet. Bei einem kurzen Treffen mit Studierenden in einer Vorlesung kann ich dafür werben, wie wichtig eine gute Ausbildung ist, denn sie sichert die eigene Zukunft und letztlich eben auch Wohlstand. Auch der Blick in die Welt weitet den Horizont und so kann ich bei den Studierenden der Ingenieurwissenschaften auch für Standorte wie Ilmenau, Nordhausen oder Weimar in Thüringen werben, wo man hervorragend studieren kann, oft mit sehr direktem Bezug zur Praxis.

Der dritte Besuchstag endet mit einem Empfang des Deutschen Botschafters in dessen Residenz, wo bei Bratwurst und Thüringer Bier die Gelegenheit ist, mit vielen Gästen aus Vietnam und Thüringen ins Gespräch zu kommen.