Erfurt – Berlin – Erfurt

Mein Tag beginnt mit einem Termin im Landtag, beim dem mir ein Unternehmer über seine Schwierigkeiten berichtet, einen Kredit für eine größere Investition zu bekommen. Der Betrieb läuft gut, ca. hundert Menschen sind dort beschäftigt und nun soll investiert werden. Zum Glück gibt es auch die Investitionszulage, die eine solche Neuanschaffung etwas erleichtert. Allerdings erhält man die Zulage nur, wenn man die notwendige neue Maschine auch kauft und nicht nur mietet. Zum Kauf wiederum braucht man einen Kredit und den will momentan keine Bank geben. Eigentlich dachte ich, das Bankenrettungspaket sei extra deshalb geschnürt wurden, damit die Banken weiter Kreditgeber bleiben und so die Wirtschaft am Laufen halten. Da aber vom Staat nur viel Geld ausgegeben wurde ohne dafür die notwendige Kontrolle zu verlangen, haben wir jetzt das Problem, dass die Banken auf dem Geld sitzen und die Unternehmen trotzdem ihre Schwierigkeiten haben. Die Investitionszulage hilft dann auch nicht mehr weiter, wenn nicht die Rahmenbedingungen geschaffen werden, sie überhaupt nutzen zu können. Hier zeigt sich eine verfehlte Politik und die neue Bundesregierung macht keine Hoffnung auf Verbesserungen.

Nach dem Termin muss ich zum Bahnhof, denn es geht mit dem Zug nach Berlin. Ich bin zur N24-Sendung „LinksRechts“ eingeladen, bei der man von zwei Moderatoren ausgefragt wird. Dieses Mal gibt es allerdings das Kuriosum, dass dem Duo scheinbar nicht genug schlaue Fragen einfallen, so dass einer der beiden vorher per Twitter nach „Hammerfragen“ für mich fahndet. Eine der grandiosen Fragen schafft es dann auch in die Sendung. Es geht um das Thema DDR-Aufarbeitung aber ich habe den Eindruck, dass weder wirkliches Erkenntnisinteresse noch der tatsächliche Wunsch nach Aufarbeitung dahinter steckt, sondern einfach nur mit plakativen Mitteln etwas skandalisiert werden soll. Das funktioniert aber bei dem Thema nicht bzw. hilft das nicht weiter, denn man muss sich differenziert über Verantwortung und Reue auseinandersetzen. Mit Twitter-Fragen und –Antworten im 140-Zeichen-Format ist das nicht zu machen.

Im Anschluss an die Aufzeichnung der Fernsehsendung habe ich noch einen Interviewtermin beim Tagesspiegel und am Nachmittag treffe ich mich noch mit Freunden aus Thüringen, die auch grade zu Besuch in der Hauptstadt sind. Am Abend nehme ich den Zug zurück nach Erfurt und es ist schon ziemlich spät, als ich endlich wieder zu Hause ankomme.