Meine Spuren im Schnee …

Es ist ein zweifelhaftes Vergnügen schon morgens halb sieben ein Lied von Howie im Ohr zu haben, aber angesichts der Fußabdrücke, die ich hinterlasse, muss ich an den Strand und die berühmten „Spuren im Sand“ denken. Anstatt Sand ist es hier in der Kur aber Schnee, der in der letzten Nacht reichlich gefallen ist und noch fällt. Ich will zum Frühsport oder besser gesagt zum „Hofgang“, wie wir das flapsig nennen, drei Runden um die Sporthalle, bei Wind und Wetter. Unsere „Aufseher“ bleiben vor der Sporthalle stehen und die Delinquenten vertreten sich elegant die Beine.

Der Schnee fällt ununterbrochen, 20 bis 30 Zentimeter dürften es allein in der Nacht gewesen sein. Als ich aus dem Haus trete, bin ich offensichtlich der Erste auf der Piste. Es ist noch nichts geräumt und eigentlich auch noch dunkle Nacht. Ein bisschen macht sich aber auch das Weihnachtsgefühl aus meiner Kindheit breit, so romantisch wirkt die Szenerie gerade. Die Landschaft ist ganz still und man hat in dem dicken Schnee das Gefühl, nur seine Schritte knirschen zu hören.

Nach der ersten Sporthallenumrundung treffe ich auf Abdrücke im Schnee und stelle fest, dass ich wirklich zu früh bin. Es sind meine eigenen Fußspuren, die mir den Weg für die zweite Runde anzeigen. Aber langsam füllt sich das Feld der Morgenspaziergänger doch und ich bekomme Gesellschaft. Ein ehemaliger Karstadtmitarbeiter gesellt sich zu mir und erzählt, was in den Sonntagabendtalkshows so alles diskutiert wurde. Da ich selbst in der Sauna saß, kann ich nicht wirklich mitreden. In dem Moment kommt ein Reh in unsere Nähe. Wie nah sich dieses Bambi an uns Frühsportler herantraut, ist wirklich erstaunlich. Der Schnee treibt die Tiere wohl ins Tal. Ich erzähle meinem Mitwanderer, dass ich auch bei Karstadt gelernt habe – unter anderem das küchenfertige Zerlegen von Rehen. So etwas gehört schließlich zu den Arbeiten in der Wild- und Geflügelabteilung. Das Reh beschließt angesichts dieser Geschichten das Weite zu suchen und auch ich beende die Morgenrunde, um den Eindruck der unendlichen Ruhe nicht ganz zu verlieren.

Zurück am Zimmer gibt es eine Überraschung: Der Nikolaus hat an jeder Zimmertür etwas abgegeben. Wie gut, dass wir alle hier Winterstiefel brauchen, da ist genug Platz für süße Freuden. Auch der Frühstücksraum ist rausgeputzt und dem Nikolaustag angemessen geschmückt. Einfach schön, wie sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anstrengen, neben dem Tagesgeschäft auch Adventsstimmung aufkommen zu lassen.

Draußen fällt derweil immer weiter Flocke um Flocke. Wie würde Howie sagen – ich freu misch riesisch.