Wie doof ist das denn?

Am Morgen geht es zeitig nach Berlin, denn verschiedene Treffen und ein Medientermin stehen im Kalender. Als erstes geht es zur Zusammenkunft der Landes- und Fraktionsvorsitzenden, wo wir gemeinsam mit Dietmar Bartsch in guter Atmosphäre den Rostocker Parteitag vorbereiten. Um das gleiche Thema geht es auch in der anschließenden Beratung des geschäftsführenden Parteivorstandes. Natürlich werden auch die Debatte und Dietmars Entscheidung von letzter Woche nachbereitet. Alle Anwesenden sind sich einig, dass wir jetzt endlich die Personaldebatten hinter uns lassen wollen, um konstruktiv für die Partei zusammenzuarbeiten. Wir wollen diese Krise als Chance nutzen. Katja Kipping und Klaus Ernst haben schon im Vorfeld der heutigen Sitzung einen Entwurf für eine Erklärung vorbereitet, den wir in der Runde besprechen und schließlich einmütig beschließen. Da kann nachgelesen werden, wie wir bis zum Parteitag weiter verfahren wollen – hier der Link.
Nach der Sitzung bestätige ich im Pressegespräch noch einmal, dass ich in Rostock nicht für den Bundesvorstand kandidieren werde und mache mich dann gut gelaunt auf den Weg zu N24. Der Nachrichtensender hat mich wieder einmal zur Sendung „Was erlauben Strunz“ eingeladen, diesmal zum Thema Arbeitszwang für Hartz-IV-Empfänger. Ich finde diese Idee von Herrn Koch einfach nur Menschenverachtend. Mein Diskussionspartner Martin Lindner von der FDP meint dagegen, es sei doch ein guter Vorschlag und so werden die 30 Minuten Sendezeit zu einer ziemlich lauten Veranstaltung.
Nach der Aufzeichnung sehe ich, dass ich mehrere Anrufe verpasst habe und als gleich wieder das Telefon klingelt, werde ich zu der spektakulären Meldung befragt, wieso ich nicht wieder für den Vorstand kandidieren wolle. Inzwischen – so erzählt mir eine Journalistin am Telefon – laufe die Nachricht sogar bei einem Nachrichtensender im Ticker-Band. Ich denke nur, wie doof ist das denn? Seit Monaten erzähle ich immer wieder, dass ich mich auf Thüringen konzentrieren will, dass ich nicht umsonst wieder nach Erfurt gezogen bin. Es stand schon hier im Tagebuch und es stand auch schon in Thüringer Zeitungen und nun wird plötzlich so getan, als wäre es die Überraschung des Tages und müsse mit den Personaldebatten der letzten Woche zusammenhängen. Das ist definitiv nicht der Fall. Nach wie vor arbeite ich sehr gut mit Dietmar und Gregor zusammen und freue mich darauf mit den beiden und anderen Genossinnen und Genossen den Parteitag weiter vorzubereiten. Und nach wie vor will ich mich wegen Thüringen auf Thüringen konzentrieren. Und schließlich gehe ich der Bundespolitik auch nicht ganz verloren, denn in der Fraktionsvorsitzendenkonferenz, in der ich weiter mitarbeite werde, gibt es genügend Themen, die das ganze Land betreffen.