Marius Müller-Westernhagen hat vor Jahrzehnten die Textzeile erdacht, „auch auf Gräbern tanzen zu sollen“ und das Feiern nicht vergessen zu sollen. In den vergangenen Tagen musste ich häufig an die Liedzeile aus einem der ganzen großen Songs der Wendezeit – „Freiheit“ – denken. Denn zu Beginn meines Sommerurlaubes am 20.08. besuchte ich wieder einmal einen der Heimatorte meiner Kindheit – Nieder-Wiesen. Grund des Besuches war ein doppelter: Gemeinsam mit zwei meiner drei Geschwister gedachte ich auf dem örtlichen Friedhof des 96. Geburtstages meiner Mutter Anni. Gleichzeitig nahmen wir auch ein zweites Mal Abschied von ihr, da nach 30jähriger Liegezeit das Familiengrab demnächst eingeebnet werden wird. Keiner von uns lebt mehr in der kleinen Gemeinde und die letzte noch verbliebene Spur der Familie Fresenius finden wir – dafür dauerhaft – in der örtlichen Kirche, in der an meinen bekannten Vorfahren, den Theologen Johann Philipp Fresenius, erinnert wird. Er war nicht nur ein bekannter Erweckungsprediger, sondern in seiner langen Frankfurter Pfarrerszeit auch derjenige, der 1748 die Eheleute Goethe traute und im Jahr darauf ihren kleinen Sohn, Johann Wolfgang, taufte.