An Tagen wie diesen
Der verantwortungsbewusste Umgang mit guten wie mit schlechten Nachrichten gehört zu meinem täglichen Geschäft. In den vergangenen Tagen erlebte ich beides und möchte davon berichten.
Einen der schwärzesten Tage erlebte ich, als der Insolvenzverwalter der Sternbachkliniken in Schleiz nach einer tiefgehenden Analyse und Abrechnung aller betriebswirtschaftlichen Zahlen Landrat Herrgott gegenüber deutlich gemacht hat, dass die Verluste des Klinikums in Summe viel höh er sind, als bisher angenommen. Die Eigeninsolvenz, die helfen sollte, die Finanzlage zu sortierten, hat letztlich zur Erkenntnis geführt, dass entweder die Eigentümer das Eigenkapital deutlich aufstocken müsste oder die Schließung des Hauses bzw. der Betreibergesellschaft zwangsläufig anstehe. Alle Interessenten, die über Kooperation, Übernahme oder Weiterführung nachdachten, haben wohl aus diesen Gründen abgewinkt. Auch der Landkreis war letztlich gezwungen, kein Gebot abzugeben. Es ist ein bitterer Tag für die Mitarbeitenden, für die Patientinnen und Patienten, deren Angehörige, aber es ist auch ein schwerer Tag für den Landrat selbst, für den Landkreis und auch wir in der Landesregierung sind enttäuscht über die Art und Weise, wie man uns über lange Zeit und auch bei vielen Besuchen eine sehr andere Situation geschildert hat. Die Klinikgesellschaft muss nunmehr abgewickelt werden.
Aber auch in der Zukunft muss es wieder eine sichere Versorgung für Patienten im Landkreis geben. Daran muss gearbeitet werden, ohne mit den Verlusten der bisherigen Betreibergesellschaft belastet zu werden. Klar ist aber auch, dass der Landkreis in Zukunft weiterhin auf die aktive Begleitung der Landesregierung bei der Ausgestaltung einer angemessenen Gesundheitsinfrastruktur wird bauen können.
Über allen Entwicklungen in der Gesundheitsvorsorge und den Krankenhäusern hängt allerdings die nach wie vor ausstehende Entscheidung der Bundesregierung bzw. des Bundesgesundheitsministeriums endlich die Weichen zu stellen, wie in den ländlich geprägten Krankenhäusern die zukünftige Einnahmensituation gestaltet werden kann. Es ist Zeit, die Trennung zwischen ambulanter und stationärer Versorgung aufzuheben und unsere Krankenhäuser im ländlichen Raum in die Lange zu versetzen, auch als Landambulatorien und mit aktiven Gemeindeschwestern medizinische Versorgung viel breiter aufzustellen.
Unter diesem Aspekt haben wir jetzt mit den Landkreisen Sonneberg und Hildburghausen die Entscheidungen vorbereitet, Häuser in diesen Landkreisen als Kreiskrankenhäuser neu aufzustellen. Hier sollen die Kaufpreise mit abgedeckt und die Umorganisation begleitet werden, sodass an dem Tag, an dem im Landkreis Saale-Orla ein trauriges Szenario entsteht, für die Landkreise Sonneberg und Hildburghausen die Weichen in eine kommunale Zukunft gestellt worden sind. Harte Arbeit liegt trotzdem vor allen Häusern, die sich jetzt neu sortieren müssen. Freud‘ und Leid liegen oft sehr nah beieinander.
Und dann sind da die guten Nachrichten, die mir persönlich sehr nahegehen.
Bei einer Veranstaltung in dieser Woche trat ein junger Mann auf mich zu und sagt, er habe mir eine E-Mail geschrieben, in der es um seinen Vater gegangen sei, der vor über 50 Jahren aus Bolivien eingewandert sei, und noch immer nicht eingebürgert wurde. Ich erinnerte mich sofort an die E-Mail, da ich zu dem Zeitpunkt gerade bei der Lufthansaschlichtung in Frankfurt beschäftigt war. Ich schrieb ihm damals, dass sich das Bürgerbüro der Thüringer Staatskanzlei darum kümmernwürde, was schließlich auch geschah. An jenem Abend vor einigen Tagen sagte mir der Junior schließlich, dass noch in dieser Woche die Entscheidung anstehe. Unser Stabsreferat habe sich wunderbar gekümmert. Und so war es auch: heute Morgen bekam ich eine weitere E-Mail – dieses Mal mit der frohen Botschaft, dass die Staatsbürgerschaft erteilt wurde und dass der Vater sich riesig bedanke, die Freude in der Familie sehr groß sei und dass man dankbar sei für die unkonventionelle und unbürokratische Unterstützung, die jetzt zu dem Erfolg geführt habe. Meine eigene Freude ist ebenso groß! Nicht zuletzt, weil ich an dieser Stelle wieder einmal sah, welch großartige Mitarbeiter wir in unserem Stabsreferat beschäftigen.
Schließlich noch eine ganz andere frohe Botschaft: Gerda Metze, Thüringens älteste Bürgerin, schickte mir über ihre Tochter liebe Urlaubsgrüße und auch MDR berichtete, wie die fröhliche Jubilarin mit ihren frischen 109 Jahren in Tirol wandern geht. Mit Frau Metze war ich bei ihrem 107. Geburtstag gemeinsam mit dem Oberbürgermeister von Altenburg auch unter Tage, bei den Bergleuten von Kali & Salz. Unsere älteste Bürgerin lebt immer noch alleine, gut begleitet von ihrer Tochter.
Am heutigen Tag wurden mir außerdem Luftbilder eine Drohne von der Kirche St. Johannis aus Ellrich zugeschickt. Diese Bilder berühren direkt mein Herz und meine Seele.
Die Kirche St. Johannis hat mich 10 Jahre lang begleitet. Es ist die Kirche, die zerfallen war und lange Zeit schon keine Türme mehr hatte. Aufmerksame Leser des Tagebuchs werden wissen, dass ich öfter geschrieben und berichtet habe, wie die Bürger von Ellrich und die Freunde von St. Johannis in ihrem Freundeskreis darum gekämpft haben, dass die Türmer wiederaufgerichtet werden. Allen Widrigkeiten zum Trotz haben wir alle gemeinsam es geschafft, den Kampf um die Türme erfolgreich zu beenden. Schon im Sommer hörte ich, dass die Glocke nach 70 Jahren zum ersten Mal wieder angehoben und auf halber Höhe der Türme angeschlagen wurde. Zum Gemeindekirchenfest seien die Glockentürme überall wunderbar zu hören gewesen. Nun sehe ich die Bilder der Drohne und kann erkennen, dass unter dem Gerüst die Türme vollendet sind. Demnächst wird es schon den Weihegottesdienst geben. Am meisten profitieren die Bürgerinnen und Bürger in Ellrich, denn jetzt sind die Türme wieder weit im Harz zu sehen und die Glocke alsbald wieder wie selbstverständlich nach 70 Jahren Schweigen zu hören.