Der lange Marsch des blauen Schafs

Selbst die CDU scheint an unserem Koalitionsvertrag nichts Kritikwürdiges zu entdecken. Anders kann ich es mir zumindest nicht erklären, dass es keine inhaltliche Auseinandersetzung damit gibt, sondern lediglich einige Polemiken geäußert werden. So erklärte ein Vertreter der Union in der Leipziger Volkszeitung, in Thüringen beginne der lange Marsch der LINKEN auf das Kanzleramt. Der Kollege wollte damit einen Bezug zu China unter Mao Tse-tung herstellen, aber das scheint mir – nicht nur geographisch – doch etwas weit hergeholt.

Wirklich einen langen Marsch hinter sich gebracht hat dagegen mein blaues Schaf (ein kleines Kunstwerk, das die Absurdität von Rassismus deutlich machen soll). Es war am Donnerstag plötzlich verschwunden. Ein ARD-Team war bei mir zu Gast und wenn Journalisten vorher noch nicht bei mir waren, zeige ich ihnen immer gern den roten Marx und das blaue Schaf vor meiner Bürotür. Am Donnerstag konnte ich ihnen aber nur den Marx zeigen, denn das Schaf war weg. Und es gab keinen Hinweis, wo es verblieben sein könnte.

Als erstes habe ich bei unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nachgefragt, denn unter ihnen befindet sich ein ehemaliger Besitzer echter Schafe, sozusagen ein Experte. Es hatte aber keiner etwas gesehen. Dann sprach ich Freunde aus der Grünen-Fraktion an, denn wenn jemand mein Schaf abtransportiert hätte, wäre er dabei mit hoher Wahrscheinlichkeit im Flur der Grünen vorbeigekommen. Dort wusste aber auch niemand etwas über das blaue Schaf, man gab mir aber den Hinweis, mal in der Staatskanzlei nachzufragen, vielleicht sei es ja schon vorgelaufen.

Nachdem dann eine Sekretärin sich der Sache annahm und eine Rundmail an alle Abgeordneten und Mitarbeiter verschickte, gab es den ersten sachdienlichen Hinweis. Darin hieß es, dass das Schaf mit großer Sicherheit zurückkehren werde, der aktuelle Aufenthaltsort blieb aber im Ungefähren.

Gestern früh war es dann soweit: Das Schaf stand – mit Mütze und Umhängeschild versehen – wieder vor meiner Bürotür. Wie man raunt, hat es an einer kleinen Feierlichkeit der Jugendorganisation einer befreundeten Partei teilgenommen, bei der auf den fertigen Koalitionsvertrag angestoßen wurde. Na gut. Hauptsache es ist wieder da. Schließlich soll es tatsächlich bald mit mir umziehen. 😉

Soweit das Unernsthafte, das zum Wochenende auch mal sein muss. Eine ernsthafte Bemerkung will ich trotzdem noch machen: Gestern stand in der BILD mal wieder etwas über mich, was (bewusst?) einen falschen Eindruck erweckt. „Pinkanter Nebenjob für Bodo Ramelow“ hieß es da. Es ging um die Rosa Luxemburg Stiftung, bei der ich als Vorstandsmitglied hauptverantwortlich für den Bau eines neuen Gebäudes für die Stiftung verantwortlich war. Im Tagebuch habe ich schon seit Jahren immer mal wieder über das Projekt geschrieben. Zuletzt war es in diesem Zusammenhang notwendig, dass ich für einige Wochen als zweiter Geschäftsführer der Grundstücksgesellschaft eingetragen werde. Hintergrund war die notwendige Sicherung des Grundstücks bis der angekündigte Fördermittelbescheid offiziell eingetroffen ist. Dass diese Tätigkeit ehrenamtlich und unentgeltlich war, hat laut Aussage des BILD-Redakteurs leider nicht mehr in den Artikel gepasst. BILD Dir Deine Meinung, sag ich da nur. 😉