Der Tag gehört ihnen
Wir trauern um Enver Şimşek, Abdurrahim Özüdoğru, Süleyman Taşköprü, Habil Kılıç, Mehmet Turgut, İsmail Yaşar, Theodoros Boulgarides, Mehmet Kubaşik, Halit Yozgat und Michèle Kiesewetter. Heute vor einem Jahr wurde bekannt, wer ihre Mörder waren. Es wurde zufällig bekannt. Das Auffliegen der NSU war nicht das Ergebnis von Ermittlungen. Die Nazis mordeten unerkannt, verdächtigt wurden andere.
Im vergangenen Jahr haben wir viel über deutsche Sicherheitsbehörden gelernt, was eigentlich undenkbar schien. Es war ein katastrophales Versagen. Ich will das jetzt nicht wiederholen, aber an diesem Jahrestag daran erinnern, wie schlimm das alles für die Angehörigen der NSU-Opfer sein muss. Der Tag gehört ihnen, den Opfern, ihren Familienangehörigen und Freunden. Wir trauern mit ihnen.
Leider kann ich heute nicht bei der Demonstration in Jena dabei sein, weil ich in Berlin bei der Vorstandssitzung der LiMA bin. Am Freitagabend durfte ich auf einem Podium zur Eröffnung der 17. Linken Literaturmesse in Nürnberg mit Karl Heinz Dellwo und Rolf Gössner über das Thema NSU diskutieren. Es gab nicht genug Plätze für alle Interessierten, selbst die Türen mussten geöffnet werden und dann saßen die Menschen noch in Trauben davor.
Es war eine sehr gute Veranstaltung, auch weil wir als Referenten sehr unterschiedliche Akzente setzen konnten. Ich begann mit dem Ursprung des Nazis-Terros, schließlich kam der Tod aus Thüringen. Rolf Gössner beschrieb die Mechanismen der Sicherheitsbehörden und warum Geheimdienste nicht kontrollierbar sind. Karl Heinz Dellwo bezog seine Einschätzungen auf den Vergleich wie die deutsche Mehrheitsgesellschaft und der Staat mit der RAF umgegangen sind und wie man heute mit dem braunen Terror umgeht.
Das war viel Stoff für kontroverse Debatten und Anregung zum Nachdenken.
Das Problem heißt Rassismus und es wohnt unserer Gesellschaft inne, in vielen Varianten. Damit müssen wir uns auseinander setzen, täglich und immer wieder.