Venedig – Haßleben und zurück

Heute scheint endlich die Sonne wieder. Zuerst fahren wir mit dem Schiff durch den Canale Grande zum Markt. So viele tolle Stände, soviel frischer Fisch und lebende Krebse, Aale, Hummer und und und.

Dann der lang ersehnte Besuch in der Basilica di San Marco! Traumhaft! Aber das Wasser, das in der Nacht über der Lagune abgeregnet ist, füllt schon wieder den ganzen Markusplatz! Er läuft voll, von unten aus der Kanalisation drückt das Wasser und siehe da, ganz schnell werden Laufstege aufgestellt. Endlich drin, entfaltet sich eine Pracht –  Byzantinische Pracht! Geklaut in Byzanz –  wohl im 12. Jahrhundert – und verschleppt in die Metropole der Macht und des Geldes, Venedig. Unbeschreiblich schöne Mosaike und dann die vier Pferde – Wahnsinn! Erbaut von Künstlern des Römischen Reiches, über viele Wege verschleppt und mehrfach umgedeutet. Heute stehen die Originale geschützt in der Basilika und die Kopien prangen auf ihr, weit sichtbar über den Markusplatz.

Zwischendurch telefonische Absprachen zum Parteitag, letzte Verabredungen und letzte Rundmails. Eine ist mir besonders wichtig: Die tagesaktuellen Umfragen zur Sonntagsfrage! Oder wie der SPIEGEL am Montag schrieb, unsere geheimen internen Umfragen, die uns angeblich so große Sorgen bereiten. Lieber SPIEGEL, unsere Sorgen halten sich wirklich in Grenzen. Für Gesamtdeutschland liegen wir aktuell bei 15 Prozent, im Westen haben wir zweistellige Werte, im Osten wären es über 30 Prozent, die uns derzeit wählen würden. Solche Sorgen wie wir haben, hätten wahrscheinlich alle anderen Parteien gerne.

In Venedig besuchten wir noch den Palazzo Grassi. „Roma e I Barbari –  Rome and the Barbarians, the Birth of a new World“ steht da in einer wunderbaren Ausstellung, die mir viel Freude bereitet. Am Beispiel von Schmuck, Helmen und Schwertern wird Globalisierung vor 2000 Jahren lebhaft verdeutlicht. Ein Raum ist überschrieben mit „Von Immigration zur Eroberung“ und zeigt, wie lange Fragen von Zu- und Abwanderung schon die Menschheit beschäftigen. Das lässt manche aktuelle Debatten um Integration und Abwanderung in ganz anderem Licht erscheinen.

Dann auf einmal ein riesiger Schaukasten mit Fundstücken aus Haßleben, der Kleinstadt nördlich von Erfurt! Nicht nur, dass mehrere Freunde von mir in Haßleben wohnen und ich schon oft dort war, nein diese Überraschung auf original Thüringer Spuren in Venedig zu treffen, zeigt wieder mal wie klein die Welt ist!