Die Bayern das Fürchten lehren?

Heute morgen durfte ich im Andachtsraum die Worte zum Tag sprechen. Ich entschied mich für die folgenden Zeilen von Christian Fürchtegott Gellert:

Wer misst dem Winde seinen Lauf,wer heißt die Himmel regnen,wer schließt den Schoß der Erde auf,mit Vorrat uns zu segnen.Oh Gott der Macht und Herrlichkeit,Gott, deine Güte reicht so weit,so weit die Wolken reichen.

Diese Worte verweisen auf die Rückbindung auf etwas, was höher ist, als unser Geist zu messen vermag. Gerade heute – nach dem gestrigen Abend – schätze ich diese Rückbindung sehr.

Gestern abend war ich in der Sendung bei Michel Friedmann, eingeladen zum Thema „Armut in Deutschland“. Damit hatte die Sendung allerdings kaum etwas zu tun. Der ebenfalls eingeladene Abgeordnete Michelbach von der CSU wollte lieber die Kampagne gegen Gregor weitertreiben. Mal davon abgesehen, dass er meine Partei zwischendurch mit Rechtsextremen gleichsetzte, erdreistete er sich Gregor einen „Verbrecher“ und „Winkeladvokaten“ zu nennen. Von Mandantenschutz und dem Prinzip „in dubio pro reo“ hatte er anscheinend noch nie etwas gehört – die Sendung endete daher mit ziemlichem Geschrei. Ich konnte es einfach nicht länger ertragen, wie dieser Mensch seine Lügen verbreitete, über Angelegenheiten, von denen er augenscheinlich nicht die geringste Ahnung hat. Die Strategie, die dahinter steckt ist ziemlich klar: Die CSU versucht vor den Landtagswahlen im Herbst DIE LINKE als das Böse an sich darzustellen und den Bayern eine Furcht vor der „roten Gefahr“ einzureden. Die Bürger in Bayern werden sich aber nicht täuschen lassen.

Mit diesem Freitag ist die Woche noch lange nicht rum. Heute abend werde ich mit meiner Frau schön Spargel essen, bevor morgen die erste Sitzung des neu gewählten Bundesvorstands ansteht. Das erfreulichste an diesem Wochenende ist die Hochzeit zweier sehr guter Freunde von mir. Kersten und Volker seien deshalb an dieser Stelle ganz herzlich gegrüßt.

Nachtrag:
Die letzten 5 Minuten der Sendung waren unerträglich. Ich muss unbedingt mit Herrn Friedman darüber reden.  Die Stimmung, die zur Zeit erzeugt wird, geht an das Fundament des Rechtsstaates.

So bekam ich heute auch reichlich Solidaritätsmails von Bürgern, die den Auftritt des Herrn Michelbach ebenso unerträglich fanden wie ich, unter ihnen auch ein Kaufmann aus NRW, der mir schrieb, dass er sein Leben lang CDU gewählt habe und nun aber die Kampagne gegen Gregor Gysi als sehr beschämend für die Unionsparteien empfindet. Mit etwas Abstand habe ich auch noch einmal meine Gedanken gesammelt und Michel Friedmann eine sehr lange Email mit meinen Argumenten und meiner Sicht geschrieben.