Wenn einer eine Reise tut…

Wenn beide Eheleute, aber gleichzeitig, durchdenken müssen, was für die bevorstehende Reise alles zu bedenken ist, beide am Montag früh von Berlin aus starten aber in völlig andere Himmelsrichtungen, muss doch durchaus mehr bedacht sein als üblicherweise. Der eine fährt nach Thüringen und muss aus dem Büro noch Unterlagen für die unterschiedlichsten Pressegespräche, Konferenzen und Eckpunkte für sehr unterschiedliche Rededispositionen holen, die Maireden können eben nicht identisch sein wie festliche Reden zur Jugendweihe und das ganze darf auch nicht durchmischt werden mit dem Thema Diskriminierung von Ostrentner. Wo sind nur die verflixten Zettel und die versprochene Zuarbeite?

Gleichzeitig mahnt die bessere Hälfte, endlich die Koffer vom Hängeboden zu holen. Die Gute hat nämlich ein viel aufregendes Reiseprogramm vor sich. Zum Frühstück gab es nämlich Malaria-Profilaxe, denn das dienstliche Reiseziel liegt in Westafrika: zwei Staaten müssen besucht werden und die Projektpartner erwarten viel Unterstützung, um mit der deutschen Bürokratie klar zu kommen. Deshalb wird der ältere Koffer eingeteilt für die Flugreise und der beinhaltet genügend Platz für Akten und Unterlagen aber auch für einen großen Beutel eines deutsches Export-Schlagers! Auf was freuen sich Partner in Westafrika, wenn eine deutsche Buchhaltungsfachfrau kommt? Stempel in jeder Form und Größe: von „gebucht“ bis „zur Zahlung hingewiesen“ und „geprüft“ alles was, das Bundesministerium für Zusammenarbeit bei Projektabrechnungen sich so wünscht. Der richtige Stempel auf der Originalrechnung ist Teil der Dienstreise in Mali und Senegal. Während der rote Rollkoffer für die Tour mit dem ICE nach Thüringen vorbereitet wird, muss aber noch die Anzugstasche hervorgekramt werden ein Blick auf dem Wetterbericht sowohl nach Thüringen als auch nach Afrika soll bei der Auswahl der Kleidungsstücke helfen. Leichte Bekleidung und Kopfbedeckung für Afrika, ein sommerliche Anzug zum anziehen und eins zum mitnehmen für den Gatten und dazu passend noch Hemden und Krawatten.

Das werden zwei aufregende Reisen: Der eine weiß noch nicht, was aktuell ihm noch in Thüringen begegnen wird und ahnt, dass es dringende Abstimmungsbedarfe mit dem Landesvorsitzenden und den Fraktionsvorsitzenden angesichts der seltsamen Kabinettsumbildung gibt und die bessere Hälfte ist nervös, ob alles klappen wird, da sie komplett auf sich allein angewiesen ist, denn in Umkreis von Tausend Kilometer gibt es noch kein Auslandsbüro der eigenen Organisation. Es muss alles klappen, was aus Berlin ausgemacht wurde und der Gatte macht Mut, denn die bessere Hälfte spricht mehrere Sprachen und wird sich zwischen Französisch, Englisch und nötigenfalls Portugiesisch  und einen großen Schuss Improvisationskraft zu Recht finden. Am nächsten Sonntag spät in der Nacht wird es viel zu erzählen geben. Die eine von Dak’art, wohl einer der größten Kulturereignisse in Westafrika am nächsten Wochenende, und der andere vom Hildburghäuser Marktfest.